Surrealistischer Charakter der Fotografie

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Fotografie wird von Susan Sontag in ihrem Essay Objekte der Melancholie, im Buch Über Fotografie, als surrealistisch bezeichnet, da Fotos ein „Duplikat der Welt, einer Wiklichkeit zweiten Grades“ sind.

Im weiteren argumentiert sie wortgewand und mit zahlreichen Beispielen berühmter Kunstfotografen für den surrealistischen Charakter von Fotografie:

 

  • Zum einen, halten Fotografien etwas zeitlich Vergangenes fest. So kann einmal für den Fotografen Bedeutsames an Bedeutung verlieren. Aber auch der umgekehrte Fall ist möglich, so dass über die Zeit eine Fotografie an Sentimentalität gewinnt.
  • Zum anderen, betrachtet man durch die Fotografie die Welt anderer oder seine eigene aus der Distanz ohne darin real zu leben.
  • Alle „Sujets“, d.h. abgebildete Objekte und Figuren, werden als gleichwertig angesehen. Oft sind die Extreme von Armut und Reichtum abgebildet, wobei beide gleich surreal durch ihre Distanz definiert sind.
  • Den vermehrten Trend statt Gemälde, Fotografien von Gemälden in seiner Wohnung aufzuhängen zählt sie zum „surrealistischen Geschmack“.
  • Mit einem Foto will der Betachter die eingefangene Realität zu sich holen.
  • Und schließlich, ist da ihre Kritik der Fotografie als Massenkultur, Abfallverherrlichung und Kitsch-Bejahung.

 

Aus Trödel ist Kunst geworden, aus unserem Abfall Geschichte.
Susan Sontag

In ihrem Essay geht Sontag dabei besonders auf zwei Arten von Fotografen ein, wie sie sie nennt, die Wissenschaftler, die alle Welt dokumentieren und die Moralisten, die nur die „schwierigen Fälle“ dokumentieren.

Sie vergleicht auch europäische und amerikanische Fotografie. Wobei sie europäischer Fotografie besonders 3 Inspirationsquellen zuschreibt:

 

  • Das Bedeutende
  • Das Schöne
  • Das Armselige/ Fremdartige/ Antiquierte

Auf der anderen Seite wollten amerikanische Fotografen vielmehr

 

  • auf Mißstände hinweisen
  • und fremde Kulturen in einer Art Tourismusfotografie festhalten.

Dies hatte jedoch auch seine Schattenseiten, wenn respektlos oder durch gekünstelte Posierung in die Kultur eingegriffen wurde oder wenn aufgedeckte Mißstände nur pro forma statt weitverbreitete Veränderung mit sich brachten.

 

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