Um einen quadratischen Tisch sitzen wie aus einem Fantasieroman entsprungen vier Figuren mit grüner oder lilaner Hautfarbe und spitzen Ohren. Zwei sind im Anzug eher formell gekleidet, eine Figur ist mit lässigerer Kleidung und Hut zu sehen und eine grüne, goblinartige Figur sieht nackt aus. Alle scheinen sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas außerhalb des Bildrandes gerichtet zu haben und jede der Figuren scheint dabei etwas Gebasteltes in Händen zu halten. Der lilane Anzugträger mit weißen Haaren an der linken, hinteren Tischseite hält mit seitlich gerichtetem Oberkörper sein Papier in beiden Hände über dem Kopf erhoben zum linken Bildrand hin. Die goblinartige, grüne Figur, oben rechts, hält ihr Papier, welches von unten in Flammen steht und einen nackten Frauenkörper erahnen lässt, über den Tisch in einer Hand und blickt nach rechts oben aus dem Bild. Die an der rechten, unteren Tischseite sitzende grüne Figur in legerer Kleidung und Hut, schneidet gerade ein blaues Tuch am Tisch, hat jedoch den Kopf um fast 180 Grad nach hinten gekehrt zum rechten Bildrand blickend. Und schließlich die lilane, formell gekleidete Figur mit Zigarre in der Linken und Bleistift in der Rechten vor einem Papier sitzend, ist nach hinten gekehrt und scheint den Betrachter direkt anzublicken.
Das gesamte Bild wirkt mysteriös, fast unwirklich, als hätte man das Quartett von leicht teuflisch aussehenden Fantasiegestalten bei ihrer Arbeit unterbrochen. Verstärkt wird das ganze durch den Kontrast von merkwürdigem und gewöhnlichem:
Der etwas verzerrte, doch gewöhnliche Holztisch, aber der Holzfußboden, der vor dem Tisch perspektivisch noch normal aussieht und hinten fast in die Wand überzugehen scheint und dessen Struktur an Regen erinnert.
Und schließlich die Farben im Bild tragen das ihrige zu diesem Gefühl bei. Angefangen bei den Figuren, aber auch der dunkelgrüne Tisch, türkise Fußboden und die leuchtend orangen Akzente der Stuhlkissen sowie die lilanen Schleier, die fast schon wie etwas abgetragenes Graffiti vor allem rechts über dem Bild zu hängen scheinen.
Dieses komplexe Bild in all seinen bunten Facetten macht das Gemälde Rühmen (Söhne der Sonne) des Künstlers Jörg Immendorff aus. Dieser hat es wie so oft geschafft den Betrachter durch den faszinierenden Gesamteindruck seines Gemäldes einzufangen und die vielen puzzleähnlichen Details zu behalten.
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