Philosophie der Gerechtigkeit – Aristoteles

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Im 5. Buch seiner Nikomachischen Ethik philosophiert Aristoteles über die Gegensätze Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Fähigkeit zur (Un)gerechtikeit, sondern um die tasächliche Handlung bzw. den Wunsch nach derselben.

Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit hat zwar mehrere Bedeutungen beinhalteltet im großen und ganzen jedoch:

  • Gesetzestreue bzw. Gesetzesverstöße, wobei das Gesetz vorgeben soll nach Tugenden zu leben und verbieten soll nach Lastern zu leben.
  • mit gleichem zufrieden sein bzw. mehr haben wollen

Aristoteles beschreibt darüber hinaus zwei Arten von Gerechtigkeit:

  • Die allgemeine Gerechtigkeit, welche die höchste aller Tugenden ist. Sie vereint alle anderen Tugenden in sich und ist gleichzeitig auf andere Mitmenschen und nicht bloß auf einen selbst bezogen. Ein einfacher Test diebezüglich ist jemandem Macht über andere, z.B. Herrschaftsmacht, zu geben, um festzustellen wie derjenige gegenüber seinen Mitmenschen handelt.
  • Es gibt aber auch noch eine weitere Art der Gerechtigkeit, die zwar einen Teil der allgemeinen Gerechtigkeit ausmacht, aber nicht auf eine bestimmte andere Tugend zurückzuführen ist.

Ähnlich ist eine Ungerechtigkeit ebenfalls manchmal durch andere Laster, beispielsweise Feigheit, oder aber durch die reine Gewinnsucht, also das oben genannte mehr-haben-wollen, motiviert.

Eine weitere Unterteilung der Gerechtigkeit beinhaltet:

  • das Gerechte zur Verteilung von Gütern
  • das ordnende Gerechte, was das Miteinander regelt

Ersteres sieht Aristoteles als eine proportionale Gerechtigkeit, denn die Güter sind nicht gleich und die Menschen sind auch nicht gleich. Aber jeder Mensch erhält das ihm proportional zustehende Gut, je nach dem was für ein Mensch er ist. Somit ist proportional für Gleichheit gesorgt. Allerdings gibt es hier potentielle Konfliktpunkte wie man die ungleichen Menschen nach Ihrer Würdigkeit bewertet.

„doch verstehen nicht alle unter Würdigkeit dasselbe; die Demokraten verstehen darunter die Freiheit, die Oligarchen den Reichtum, andere die adlige Abstammung und die Aristokraten die Charaktertugend“

Das ordnende Gerechte lässt diese Würdigkeit bzw. die Ungleichheit zwischen den Menschen außen vor. Hier werden alle Menschen als gleich angesehen, denn

„es ist egal, ob ein guter Mensch einen schlechten betrogen hat oder ein schlechter einen guten“

Stattdessen wird Gerechtigkeit also nur nach dem Schaden des einen bzw. dem unberechtigten Gewinn des anderen gewertet, der wieder ausgeglichen werden muss. Dafür sollte vom unberechtigten Gewinner ein Teil abgenommen und dem geschädigten Verlierer gegeben, um für Gleichheit zu sorgen. Gerechtigkeit liegt somit in der Mitte zwischen dem Übermaß an Unrechttun und dem Mangel an Unrechtleiden.

Ferner referiert Aristoteles noch über das Geld, als einem Maßstab, der Güter mit gleichem Maß messbbar macht. Dabei handelt es sich jedoch um eher theoretischer gleiche Messbarkeit, denn praktisch ist es nicht vollständig erreichbar. Nichtsdestotrotz ermöglicht dieser Maßstabe des Geldes eine Gleichheit in einer Welt, in der Menschen und ihre zur Verfügung stellenden Güter nicht identisch sind, und somit auch einen gerechten Austausch dieser Güter, was eine Voraussetzung für ein gemeinschaftliches Zusammenleben ist.

Das Buch der Nikomachischen Ethik wurde im Reclam Verlag publiziert.

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