Ein Buch welches die „öffentliche Vernunft“ mit dem „gerade herrschenden Konsensus der Dummheit“ gleichsetzt, schreit sein Thema geradezu von den ersten Seiten bzw. macht dies schon durch den Titel Keine Macht den Doofen! deutlich.
Mit witzigen und schlagfertigen Formulierungen voller Referenzen zu Wissenschaft, Popkultur und Philosophie verweist das Buch auf die großen Dummheiten die Menschen über die Jahrtausende hinweg begangen haben. Durch die oft amüsanten Metaphern und zahlreichen prägnanten Zitate verpackt es seine Wahrheit in eine Geschichte, die vielleicht für manche einfacher zu verdauen ist. Wie er selbst sagt, setzt sich der Autor, Michael Schmidt Salomon, die Narrenkappe auf, um die großen Mankos der Gesellschaft aufzudecken und er kann nur hoffen, dass diese trotz Lachen auch ernst genommen werden.
Es ist allerdings Vorsicht beim Genuss dieses Buches geboten. Denn der Autor nimmt bei seiner Kritik kein Blatt vor den Mund, um diejenigen Praktiken aufzuzeigen, die er als Idiotie empfindet. So könnte es Anstoß bei denjenigen erregen, die selber zu einer der kritisierten Gruppen zählen, dazu gehören:
- Religion
- Ökologie
- Wirtschaft-und Finanzwesen
- Politik
- Bildungssystem
In all diesem findet der Autor Beispiele von menschlicher Unvernunft. Der Kluge unter den Lesern wird vielleicht herausfiltern, dass der Autor nicht grundsätzlich gegen diese Systeme ist, sondern lediglich die Negativbeispiele derer zur Schau stellt (mit Ausnahme vielleicht der Religion, an der der Autor anscheinend kein gutes Haar finden kann, was nicht bedeutet das es keines gibt).
Bedeutung des Menschen im Großen und Ganzen
Das Buch beginnt auf anschauliche Weise darzustellen wie unbedeutend der homo sapiens der jetzigen Zeit (oder homo demens wie der Autor kritisch anmerkt) relativ zu Raum und Zeit des Universums eigentlich ist. Mit Erklärungen und Anekdoten zu Urknall und voraussichtlichem Zerfall des Universum sowie Erd- und Menscheitsgeschichte macht er dies deutlich. Außerdem erklärt er, dass nicht nur die Weltbevölkerung zunimmt, aber dass die Anzahl an Dummen schneller wächst als die der Intelligenten und so der prozentuale Anteil an Dummheit immer mehr zunimmt.
Kritik der Religion
Anschließend, widmet sich der Autor dem Thema Religion. Er beschreibt Gräultaten die im Namen von oder gegen Religion verübt wurden. Auf dieser Basis argumentiert er gegen die religiöse Indoktrination, besonders von Kindern. Er benennt das Phänomen der „Inselverarmung“, welches besagt, dass in sonst intelligenten, kreativen und kritisch denkenden Menschen das kritische Denkvermögen im Bezug auf ein bestimmtes Thema gehemmt ist, wenn es schon in früher Kindheit propagiert wird.
Böse oder Dumm?
Wir sind nicht zu böse, sondern zu blöde, um eine bessere Welt zu schaffen.
Dieses Zitat weist auf die generelle Meinung des Autors hin, dass die Menschen kein moralisches Problem, sondern ein Vernunftsproblem zu haben scheinen. Er spricht von einer individuellen Intelligenz, aber einer Schwarmdummheit.
Kritik von Politik
Genauer, erklärt der Autor diese Dummheit anhand der Ökologie und Ressourcenverteilung, dem Umgang mit Geld und dem Wirtschafts- und Finanzsystem sowie der so oft kritisierten Politik, in der alle diese Systeme auch zum Tragen kommen. Die Politik ist daher so komplex, dass Politiker sich auf Experten verlassen müssen. Diese Experten, meist von Unternehmen finanziert, verfolgen wiederum ihre eigene Agenda, also legen Dinge zu ihren Gunsten aus, was der unwissende Politiker dann nicht durchschauen kann.
Bildung – Problem und Lösung
Schlussendlich wendet sich das Buch dem Bildungssystem zu, welches man zusammen mit der Erziehung vielleicht als die Wurzel allen Dummens bezeichnen kann, wobei auch das Thema Massenmedien kurz als Einflussfaktor angesprochen wird. Denn der große Vorteil des Menschen und so auch seine größte Schwäche sieht der Autor in der Fähigkeit und Notwendikeit der Imitation. Imitation macht uns zu Menschen, aber wenn man sich dem Dummen aussetzt, wohl leider auch zu dummen Menschen.
Das Problem an jetzigen Bildungssystemen sieht der Autor wie folgt:
- Gelerntes Wissen wird lediglich als Austauschgut für bessere Noten verwendet.
- Es gibt eine Standadisierung der Lehrmethoden, so kann nicht auf den individuellen Menschen eingegangen werden.
- Wenig Begeisterung bei den Lehrenden, bringt auch keine Begeisterung bei den Lernenden.
- Es wird kein Zusammenhang zwischen dem zu Lernenden und anderem Wissen oder dem eigenen Leben gestellt.
- Lehrende haben ihr Wissen auch in diesen falschen Bildungssystemen gelernt und geben es genauso weiter.
- Es wird zu wenig Geld für Bildung verwendet, um diese Probleme zu ändern.
Die Lösung des Problems und der Dummheit im Allgemeinen sieht der Autor als recht einfach:
Lehrende müssen die Relevanz eines Themas für das eigene Leben beweisen. Sollte das nicht möglich sein, soll das Thema gar nicht mehr unterricht werden bzw. nur als Spezialklasse für Begeisterte zur Verfügung stehen.
Kritisch zu Hinterfragen lernen ist eines der Themen, die der Autor für besonders wichtig hält. Der Autor betont hier, dass nicht die Quantität des Wissens, sondern die Qualität eine Rolle spielt. Denn wer viel weiß ist nicht gleich gebildet und wie der Autor sagt „… auch Wissen und Intelligenz“ , schützt vor „Torheit“ nicht.
Das Buch endet mit einer Aufforderung nicht aufzugeben und sich kritisch mit den Dummheiten der Menschen außeinanderzusetzen und vor allem nicht selber Dummheiten zu begehen.
Wenn der Klügere nachgibt, trägt der Dümmere den Sieg davon.
Das Buch wurde im Piper Verlag veröffentlicht.
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