Einleitung zur Redekunst

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In seinem Buch Die Kunst, recht zu behalten begründet Arthur Schopenhauer zunächst warum ein solches Werk seiner Kunstgriffe für die Dialektik überhaupt nötig ist.

Dafür sucht er erstmal nach einer Definition für Dialektik und kommt zu dem Schluss, dass obgleich Logik und Dialektik von vielen als Synonym gebraucht worden ist, es doch folgenden Unterschied gibt:

  • Die Logik basiert auf der Kraft des eigenen Verstandes die als Ergebnis die objektive Wahrheit hat.
  • Die Dialektik basiert auf dem Diskurs von mehreren Parteien, die da ihr Verstand unterschiedlich ist, auch nie genau gleich denken und deshalb unterschiedliche Meinungen vertreten.

Schließlich definiert er die eristische Dialektik als Diskurs, der zum Ergebnis nicht die Wahrheit hat, denn diese objektive Wahrheit ist schwer zu erkennen und daher unbekannt, sondern allein das Rechtbehhalten und das daraus folgende vor anderen im Besten Licht Darstehen.

Schopenhauer erklärt warum die Menschen auf die eristische Dialektik zurückgreifen, denn

  • Einen Beweis zu wiederlegen bedeutet zwar nicht, dass die Sache, die bewiesen werden soll, falsch ist. Es it nämlich möglich, dass ein weiterer Beweis existiert. Trotzdem wird es so gesehen.
  • Die objektive Wahrheit wird als weniger Wert angesehen, als das Ansehen bei den Zuhörern.

Dies so Schopehauer basiert auf verschiedenen Gründen:

  1. Die angeborene Eitelkeit: Der Glaube, dass man selber Recht hat und dass die andere Meinung falsch ist.
  2. Die angeborene Geschwätzigkeit: Man redet viel und denkt wenig.
  3. Die Erfahrung: Oft kommt man auf das richtige Argument erst im Nachhinein und so nimmt man zum Schutz an, dass auch wenn der andere gut argumentiert man doch richtig liegt und das richtige Argument im Augenblick nur nicht einfällt.
  4. Machiavellisches Gemüt: wie Machiavelli sagte, dass der Gegner die eigene Schwäche angreifen wird und man deshalb selber auch die Schwäche des Gegener ausnutzen muss, so wird man laut Schopenhauer auch nicht der objektiven Wahrheit beim Diskutieren nachgehen, denn der Gegner wird es auch nicht tun.
  5. Auch wenn man weiß, dass man sich irrt will man doch den Schein der Wahrheit behalten (siehe dazu auch Thomas Grundmans Ausführungen zum Thema „Warum überhaupt Wahrheit?“)

Schopenhauer kommt also zu dem Schluss, dass eristische Dialektitk von Nöten ist, es vor ihm jedoch noch kein praktisches Werk gibt, dass eine genaue Anleitung zur Übung desgleichen gibt. Er bezieht sich dazu auch auf frühere Studien zur Dialektik:

  1. Aristoteles Topik: Diese dialektischen Regeln sind zwar wahr, aber laut Schopenhauer auch zu allgemein gehalten und selbstverständlich, haben also für ihn keinen praktischen Nutzen.
  2. Ciceros Topica: Diese sieht Schopenhauer als eine bloße schwächere Form der Aristotelischen Topik.
  3. Schopenhauers Kunstgriffe: Diese dienen dem reinen Abwehren vor Angriffen des Gegners und dem eigenen Angriff auf den Gegner ohne Berücksichtigung der objektiven Wahrheit, die man ja nicht kennt.

So sagt Schopenhauer:

Dialektik: sie ist eine geistige Fechtkunst

Arthur Schopenhauers Die Kunst, recht zu behalten wurde im Reclam Verlag neu verlegt.

 

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