Die Stadt Urbicande besteht aus einer Süd- und einer Nordseite, welche durch einen Fluss voneinander getrennt sind und nur durch zwei Brücken mit stark reglementierter Übergangsmöglichkeit verbunden sind. Denn die reiche Südseite mit ihren geordneten, monumentalen Gebäuden und ihren lichtdruchfluteten Straßen soll von der dinklen Nordseite getrennt bleiben.
Zum Leidwesen des Architektern Robick, der verantwortlich ist für die Stadplanung Urbicandes, soll daher der vorher abgesegnete Bau einer dritten Brücke, welche die Ordnung und Symmetrie der Stadt vervollkommnen würde, aus politischen Gründen eingestellt werden.
Trotz seines Einflusses und auch dem seines guten Freundes Thomas kann die oberste Instanz der Stadt von Robick nicht umgestimmt werden, denn die Unruhen aus der Nordseite scheinen zunehmend an Bedeutung zu gewinnen, was den Bau einer weriteren Brücke gefährlich macht. Zur gleichen Zeit erhält Robick einen merkwürdigen aus Verstrebungen bestehenden kleinen Würfel. Merkwürdig deshalb, da das Material der Verstrebungen unbekannt ist und gegen äußere Eingriffe jeglicher Art unberührt bleibt. Als die Verstrebungen auch noch zu wachsen anfangen und eine Art immer weitläufiger, aber auch größer werdendes Gitter aus Röhren erzeugen nimmt das Mysterium des einstigen Würfels unheimliche Ausmaße an. Das erkennt auch Thomas, der sich voller Entsetzen ob der scheinbaren Gleichgültigkeit Robicks von ihm abwendet.
Das Wachstum des Gitters nimmt kein Ende, denn es wächst einfach durch alles hindurch, was sich ihm in den Weg stellt. Dies muss Robick an eigenem Leib erfahren als er eines morgens zwischen den Verstrebungen des Gitters eingewachsen aufwacht. Obwohl es nicht schmerzhaft ist, bleibt er solange stecken bis das Gitter über ihn hinaus wächst und ihn freigibt.
Mittlerweile sind auch andere auf das Gitter, welches aus Robicks Haus herauswächst aufmerksam geworden und stellen ihn zur Rede. Und owohl sich Thomas, sein einstiger Freund, lautstark gegen das Gitter ausspricht, gibt es Gegenparteien und viel Zuspruch von Bürgern, die sich freuen, dass das Gitter neue Wege eröffnet die Stadt zu erschließen und besonders vom Nordteil in den Südteil der Stadt zu gelangen. Besonders Robicks frische Geliebte, die Bordellbesitzerin Sophie, möchte Robick an der Spitze einer neuen Regierung sehen und eine Kampagne in seinem Namen gegen Thomas führt.
Schließlich, hat das Gitter die gesamte Stadt eingenommen und kommt überraschend zum stillstand. Dies führt zu einem kulturellen Wandel von Urbicande, wobei eine sorgfältig geplante Stadt mit voneinander getrennten Stadtteilen zu einem fröhlichen Chaos mutiert. Menschen können nun auf dem Gitter die Stadt durchqueren von Stadteil zu Stadteil und Haus zu Haus. Auch neue Berufszweige entstehen und Gärten auf zwischen den Röhren aufgespannten Planen werden erstellt, zum Ärger der nun im Schatten liegenden weiter unten hausenden Bewohner. Vor allem Sophie mit ihren vermehrten kleinen Liebesnestern an strategisch günstig gelegten Knotenpunkten des Gitters, schlägt großen Profit aus der Sache. Robicks einst so durchdachte Stadt ist nicht mehr.
Doch selbst das bleibt nicht lange bestehen, denn eines Tages wächst das Gitter weiter und alle von Thomas ursprünglichen Befürchtungen, der nun an oberster Stelle der Stadt herrscht, werden wahr.
Die unkonventionelle Lösung, die Thomas vorschlägt lehnt Robick ab, allerdings wird dem Leser klar, dass Robick zwar wissenschaftlicher Beobachter des Ganzen war, allerdings selber vom Einfluss des Gitters nicht unberührt geblieben ist und seine eigene verzweifelte Lösung sucht.
Der fantasievolle Comic Das Fieber des Stadplaners besitzt vor allem düster anmutende, wenn nicht sogar dystopische, Züge. Sowohl die Obsession für Symmetrie der Hauptperson, als auch die Reaktion der Menschen auf das Chaos des Gitters werden dabei in ein unheimliches Licht gesetzt. Der Zeichenstil des Comics zeigt detallierte Gesichstszüge sowie Figuren inmitten von riesigen Monumentalbauten. Die vielen Schattierungen und Schraffuren in den Illustrationen sowie die Hintergründe aus geometrischen Mustern machen einen vollen und teilweise dunklen Eindruck. Im Gegensatz dazu lassen die Bilder der Stadt mit ihren überdimensionierten Bauten, den Treppen und riesigen Türen jeglicher Häuser sowie den winzigen Menschen darin eine Art triste Leere entstehen.
Der Comic der Autoren Francois Schuiten und Benoit Peters wurde im FeestComics Verlag publiziert.
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