Susan Sontags Essay „Über Schönheit“ beginnt mit einem provozierenden Beispiel, dass in einem Gefühle des Entsetzens auslösen kann und zum Nachdenken bringt. Dies ist auch ihrem eloquenten Schreibstil zuzuschreiben, wobei es immer wieder eine Bereicherung ist ihre Essays zu lesen.
In weiterer Folge argumentiert sie, dass „interessant“ „schön“ ersetzt hat, da das Wort „schön“ in moderner Zeit, besonders in der Kunst, an Wert verloren hat, wenn nicht sogar mit negativer Konnotation behaftet ist. „Schön“ kommt dabei einem „Nur schön“ gleich und „nur schön“ zu sein ist out.
Meiner Erfahrung nach wurde „interessant“ jedoch nun so oft benutzt, dass es sich ins Gegenteil gekehrt hat. „Interessant“ wird vielmehr euphemistisch eingesetzt um „hässlich“ zu bezeichnen. Nunmehr gilt, dass etwas „nur“ interessant ist; eine nichtssagende Floskel, welche nicht einmal Gefallen ausdrückt. In dieser Bedeutungslosigkeit liegt auch seine Wertlosigkeit. „Wie fandest du diese Theateraufführung, dieses Musikstück, diesen Film, dieses Buch …?“
Ein kurzes Zögern …
„…interessant“; vielleicht sogar begleitet von einer hochgezogenen Augenbraue!

Das Essay Über Schönheit von Susan Sontag wurde in Standpunkt beziehen – Fünf Essays des Reclam Verlags veröffentlicht.