Hilfe zu leisten, wenn es nötig wird, gehört zu unserem zivilisierten, menschlichen Verhalten. Hilfeleistungen sind Bestandteile zivilisierten Handelns.
Jedoch kann nicht nur das Verweigern von Hilfe schlimme Folgen haben, sondern auch das, bei jeder Gelegenheit, Anbieten derselbigen kann unangenehme Konsequenzen nach sich tragen.
Es gibt wohl Menschen, die unter dem Hilfeleistungssyndrom leiden. Sie bieten jedem und bei jeder Gelegenhiet Ihre Hilfe an und suchen nach einer Lösung, da wo es kein Problem gibt. Das mag seine Gründe haben, aber für den potentiellen Empfänger ist es erst einmal schockierend, als hilfsbedürftig klassifiziert zu werden von jemandem, der die Situation nicht kennt und somit diese auch nicht überblicken kann. Folglich zeigt der Hilfeleistungssüchtige eine Lösung auf, die nicht angemessen ist, oder bietet eine Hilfe an, die nicht erwünscht ist.
Das mag vielleicht an der mangelnden Kommunkikationsfähigkeit liegen oder an dem Wunsch sich dadurch zu erhöhen oder sich als Helfer zu profilieren, indem er den Menschen, der ihm gegenüber steht, als hilfebedürftig ansieht und sich selber, als die rettende Lösung.
Das ist nicht Kommunikation auf Augenhöhe. Das hat nichts mit Hilfsbereitschaft zu tun. Insbesondere dann nicht, wenn dieselbe Person jegliche Hilfe verweigert, wenn jemand mit einer Bitte an sie tritt. Dann empfindet sie sich als überfordert oder ausgenutzt und den um Hilfe Bittenden als unverschämt. Hingegen versucht der unter einem derartigen Hilfeleistungssyndrom Leidende bei jedem Satz, den der Gesprächspartner sagt, einen Appell herauszuhören oder hineinzuinterpretieren, um ungefragte Hilfeleistungen auszusprechen. Dadurch erhöht er sich als Geber und stellt sein Gegenüber als potentiellen Nehmer auf eine niedrigere Stufe.
Pech nur, wenn derjenige das nicht benötigte Hilfsangebot annimmt. Dann wird er zum Schuldenopfer degradiert, da, wo es gar nicht nötig ist. Irgendwann reicht es dem Hilfeleister und dann fängt er an, gegen den Hilfeempfänger zu wettern. Und der steht da, mit seinen Schulden und weiss nicht, wie es um ihn geschieht.
Wer wirklich Hilfe leisten will, der tut es aus einem menschlichen Bedürfnis heraus. Dem Bedürfnis der Hilfsbereitschaft Raum zu geben, um zu wirken.
Wer wirklich Hilfe leisten will, der macht es da, wo es nötig und angebracht ist.
Wer wirklich Hilfe leisten will, der erwartet keine Gegenleistung.
Wer wirklich Hilfe leisten will, der lehnt einen Hilfebedürftigen nicht ab, wenn er imstande ist zu helfen.
Wer tatächlich Hilfe leistet, der läuft nicht rum und posaunt es in alle Winde und schon gar nicht verbreitet er über den Hilfeempfänger persönliche, intime und/oder peinliche Details.
Wer aufrichtig ein Hilfsangebot macht, der meint es ernst und spricht nicht unbedacht ein Hilfsangebot aus, damit er sich persönlich wohlfühlt und sein Hilfeleistungssyndrom befriedigt, oder damit er vor den Augen anderer gut dasteht, um dann im nächsten Augenblick die Tür, metaphorisch oder auch reell, mit einem Knall zuzuschlagen vor dem potentiellen, verdutzten und gelegentlich auch unbedürftigen zum Hilfeempfänger degradierten Menschen.
Wer ein Hilfsangebot macht, der sollte es ehrlich meinen und auch wirklich leisten können. Er sollte aus der Reaktion seines Gegenübers, auch tatsächlich erkennen, ob dieses willkommen und angemessen ist. Wer dazu nicht imstande ist, der kann wahrscheinlich keinen Bedarf erkennen und sein Angebot dient primär anderem Zweck, als dem zu helfen.
Hilfeleistung ist etwas menschliches. Sie sollte nicht nur aufrichtig, sondern auch uneigennützig stattfinden. Jeder von uns könnte in eine Situation geraten, in der er auf Hilfe angewiesen ist.
Was erwarten wir dann?
Anteilnahme und Hilfe natürlich. Jemanden der Mitgefühl aufbringen kann, der aufrichtig ist und uns mit Würde behandelt. Wer die Würde des Menschen nicht achtet, auch wenn dieser, oder gerade dann, wenn dieser, in einer Notlage ist, der Missachtet nicht nur das 1. Grundgesetz, der missachtet eine der höchsten Errungenschaften der Zivilisation.
Und was noch wichtig ist, wenn Sie Hilfeleistung in Ihrer Höchstform berteiben wollen, dann helfen Sie Menschen dabei, sich selber zu helfen!
Befähigen Sie Menschen und unterstützen Sie sie in ihre Selbstständigkeit, sodass sie nicht auf Hilfe angewiesen sind. Insbesondere gilt dies für junge Menschen und Kinder.
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