Der totkranke Hauptheld, Lucien, des Romans Stravaganza – Stadt der Masken findet sich eines Tages aus ihm erst unerfindlichen Gründen in einer Parallewelt wieder. Und zwar, im schönen Bellezza, der Stadt der Masken, welches wie ein leicht verändertes Spiegelbild eines im 16. Jahrhundert gebliebenen Venedigs erscheint. So gibt es zwar die berühmten Kanäle und Wasserwege, aber Silber ist wertvoller als Gold, unverheiratete Frauen müssen Masken tragen und alles scheint einen Funken magischer zu sein. Auch wenn diese Magie von den Einheimischen als Wissenschaft bezeichnet wird. Aber das wichtigste für Lucien, er ist kerngsund. Zum ersten mal seit seiner Diagnose schöpft er wieder Hoffnung auf die Zukunft und beginnt die wundervolle Welt zu entdecken, die ihm dieses Geschenk gemacht hat. Allerdings, fällt er als „Tourist“ aus der Moderne natürlich auf wie kein Zweiter. Besonders wenn er sich auf verbotenes Gebiet begibt, was natürlich denen, die nach ihm suchen und denen, die sich aus ihren Gründen illegalerweise dort aufhalten, schnell auffällt.
Dort drüben war ein Fremder, ein Junge, etwa in ihrem Alter, der sein Leben aufs Spiel setzte. Er war eindeutig nicht aus Bellezza und seiner Kleidung nach nicht einmal aus Talia. … Er wirkte so fehl am Platz wie ein Hund in einer Ratsstube und doch schien er gar nicht die Gefahr zu bemerken, in der er schwebte. Er wärmte sich im Sonnenschein und lächelte mit dem idiotischen Gesichtsausdruck eines Schlafwandlers.
Auch die mächtigen Parteien der Stadt, die Herrscherin von Bellezza und ihre Gefolgschaft sowie die einflußreiche di Chimici Familie, welche viele wichtige Positionen im Land hält, werden mit der Zeit auf ihn aufmerksam. Lucien muss sich zwar erst einmal in der neuen aufregenden Welt zurecht finden, aber durch seine bloße Anwesenheit gerät er zwischen die Fronten der rivalisierenden Machthäuser. Und natürlich gibt es nicht nur diesen einen Machtkampf um die Stadt Bellezza, mit dem sich Lucien befassen muss. Denn er muss auch seinen sehr persönlicher Kampf austragen, eine Entscheidung für das Zuhause mit seiner Familie, die ihn liebt oder für die neue Welt Bellezzas, die er lieb gewonnen hat und in der er gesund ist.
Durch die Augen des Haupthelden und zahlreicher weiterer wichtiger Persönlichkeiten des Geschehens, erlebt man die Faszination einer facettenreichen, neuen Welt. So dass man eine Kultur in der Blüte ihrer Herrschaftszeit kennenlernt mit all ihren verschiedenen Bräuchen, Traditionen und Eigenarten. Die Geschichte in der romantischen, aber auch gefährlichen Stadt Bellezza zu erfahren ist ein Genuss für jeden Venedig Liebhaber, wie ich es einer bin. Die Details der kleinen aber feinen Unterschiede zur Realität sind dabei wunderbar fließend in die Geschichte eingebettet und nachvollziehbar geschildert.
Die Stadt der Masken ist das erste Buch der vierteiligen Stravaganza Reihe, das in ein aufregendes Parallel-Italien des 16. Jahrhunderts entführt, voller Intrigen und Machtkämpfe, in die sich die Haupthelden aus der Moderne, die Stravaganti, aus unterschiedlichen Gründen verirrt haben.
Das Buch der Autorin Mary Hoffman ist im Arena Verlag erschienen.
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