Aristoteles widmet sich im zweiten Buch seiner Nikomachischen Ethik vollkommen der Tugend, genauer der Charaktertugend, im Gegensatz zur Tugend des Denkens.
Diese Charaktertugend ist nicht von Natur aus gegeben und entsteht daher erst mit der Zeit, wird aber besonders in der Kindheit geprägt. Von Natur aus ist lediglich das Potential zur Tugend gegeben, aber nur durch Handlungen gekoppelt mit der richtigen Grundeinstellung erreicht man Tugend. Gleichermaßen ist es auch einfacher tugendhaft zu handeln, wenn man schon im Besitz der Tugend ist. So schließt sich der Kreis zwischen tugendhaftem Handeln und Tugend. Andererseits besteht demnach auch die Gefahr Tugend zu verlieren, wenn man nicht mehr danach handelt.
Die richtige Grundeinstellung ist bei diesen Handlungen jedoch essentiell, denn nur wer auch Freude am richtigen Handeln hat kann tatsächlich auch als tugendhaft bezeichnet werden. So kommt es nicht nur auf das Was der Handlung, sondern vor allem auch auf das Wie an:
- Lust und Unlust, wie Aristoteles es nennt, spielen demnach eine entscheidende Rolle für die Tugend.
Denn die Charaktertugend steht in Beziehung zu Lust und Unlust. Wegen der Lust tun wir das Schlechte, wegen der Unlust unterlassen wir das Gute.
- Tugendhafte Handlungen geschehen mit Vorsatz und um ihrer selbst willen, nicht um noch einen anderen Vorteil daraus zu ziehen.
- Eine „feste und unerschütterliche Haltung“ ist dabei für Aristoteles essentiell.
Aristoteles erklärt auch, dass die meisten Menschen zwar über Tugend reden, dies allein aber nicht ausreicht um tugendhaft zu sein.
…man glaubt schon zu philosophieren, indem man sich in Worte flüchtet, und auf diese Weise gut zu werden; sie verhalten sich gewissermaßen wie Kranke, die zwar aufmerksam dem Arzt zuhören, aber nichts von dem tun was ihnen aufgetragen wird.
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