Adornos Gedanken zum Lehrberuf

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Der Philosoph Theodor W. Adorno erklärt in seiner Ausführung Tabus über den Lehrberuf warum der Lehrer als Berufsziel seiner Meinung nach so unpopulär ist. Angesichts des immer noch vielbeklagten Lehrermangels scheint mir dieses Thema auch heute noch hoch aktuell zu sein.

Zum einen benennt Adorno, dass der streng geregelter Ablauf in der Schule sowie das vermeintlich geringe Gehalt ein negatives Licht auf den Lehrberuf werfen.

Zum anderen scheint der Lehrerberuf gesellschaftlich weniger angesehen zu sein als andere geistige Berufe, wie zum Beispiel der des Universitätsprofessors.

Eine solche Ambivalenz: auf der einen Seite der Universitätsprofessor als der höchstangesehene Beruf, auf der anderen das leise Odium über dem Lehrberuf, deutet auf ein Tieferliegendes.

Dieses geringere Ansehen führt Adorno auf ein Überbleibsel einer früheren, gewaltbereiteren und feudal beherrschten Gesellschaft zurück als:

  • der Lehrer als Bediensteter fungierte
  • der Lehrer als Sklave diente
  • die Gelehrten, aber Waffenlosen verachtet wurden
  • der Lehrer als Sündenbock, die Kinder prügelte

Vergleich zu anderen geistigen Berufen

Adorno vergleicht den Lehrerberuf auch mit anderen geistigen Berufen, welche ein gesellschaftlich höheres Ansehehn genießen. Diese Berufe scheinen entweder

  • frei zu sein, statt sicher, aber reglementiert
  • einen hohen sozialen Rang zu haben
  • Macht über Erwachsene auszuüben statt über Kinder
  • viel Geld zu verdienen
  • in der realen Gesellschaft zu agieren statt in der Scheingesellschaft Schule

Weiterhin erklärt Adorno, dass man von Lehrern verlangt auch ihr Privatleben anzupassen, um z.B. möglichst unerotisch zu sein. Auch die Autorität des Lehrers und ihre mögliche negative Wirkung auf die Schüler ist ein Thema, welches Adorno anspricht.

Lösung des Problems

Zuletzt geht Adorno noch auf Aufklärung von Lehrern, Eltern und Schülern sowie Anpassung der Lehrerausbildung ein, welche die oben genannten Tabus lösen könnte, so dass

  • das Privatleben der Lehrer nicht vom Schulleben eingeschränkt wird.
  • die Geschlossenheit der Schule nicht als etwas Positives gewertet wird, sondern als Not.
  • autoritäre Verhaltensweisen von Lehrern verbessert werden
  • Elan der Lehrer beibehalten wird

Nichtsdestotrotz, räumt Adorno ein, dass es sich bei seinen Ausführungen nur um Vermutungen handelt und es höchstwahrscheinlich leichter ist von außen etwas zu kritisieren als von innen etwas zu verändern.

Tabus über den Lehrberuf findet man im Buch Erziehung zur Mündigkeit, welches im Suhrkamp Verlag veröffentlicht wurde.

 

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