Adornos Gedanken zum Bildungssystem

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Basierend auf seinen eigenen Beobachtungen von Studenten in Prüfungssituationen zeigt der Philosoph Theodor W. Adorno die Probleme des Deutschen Bildungssystems auf und seine Ursachen im Denken der Menschen.

Beobachtungen Adornos

Studenten die zu seiner Zeit Lehrer werden wollten, mussten auch eine Philosophie Prüfung ablegen. Philosophie diente dabei anzuregen das eigene Fach von einem reflektierenden Standpunkt zu betrachten. Leider bemerkte Adorno, dass dieser eigentliche Zweck der Philosophie verfehlt wurde, denn die Prüflinge hielten sich an den Wortlaut der Prüfungsordnung, aber nicht an das Wesen, in dem sie gemeint war. Oder wie man auf Englisch sagen würde „the letter of the law, not the spirit“. Gleichzeitig, schien dieses Konzept der Philosophie im Lehramt-Studium auf Abneigung zu stoßen.

Die über die Zumutung des Faches Philosophie sich entrüsten, sind die gleichen, für die Philosophie nicht mehr bedeutet als ein Fach.

Was ist Bildung?

Ardorno kritisiert, dass auswendig lernen von Fakten, zusammenhanglos und unreflektiert, ohne sich seine eigenen Gedanken zu machen, keine Bildung ist, denn diese …

…ist zu erwerben nur durch spontane Anstrengung und Interesse…
Ja, in Wahrheit fällt sie nicht einmal Anstrengung zu, sondern der Aufgeschlossenheit, der Fähigkeit überhaupt etwas Geistiges an sich herankommen zu lassen und es produktiv ins eigene Bewußtsein aufzunehmen …

Für Adorno gibt es einen essentiellen Kern, welcher Bildung definiert, die Liebe. In seinen Worten:

Fürchtete ich nicht das Mißverständnis der Sentimentalität, so würde ich sagen, zur Bildung bedürfe es Liebe.

So erklärt er, dürfte ein Lehrer der sein Fach nicht liebt, eigentlich gar nicht unterrichten, denn er würde diesen „Defekt der Liebesfähigkeit“ nur an seine Schüler weitergeben. Wenn diese wiederum Lehrer werden wollten … schließt sich der Kreislauf.

Gründe und Lösungen

Das dies jedoch nicht nur ein Problem von Studenten oder Lehrern ist, sondern nur die Spitze eines noch viel größeren gesellschaftlichen Problems, wird dem Leser bei Adornos Ausführungen schnell klar.

Denn er kritisiert ausführlich die Unfähigkeit oder den Unwillen zu denken, an dessen Stelle das Folgen der „amtlich gebilligten Weltanschauung“ tritt, dicht gefolgt von der „Schlamperei in der Sprache“.

In seinen Erklärungen nennt er mehrere Ursachen warum nicht nur das Bildungssystem, sondern auch die Gesellschaft darunter leidet:

 

  • Der Beruf wurde aus falschen Motiven gewählt, sei es weil man sich nichts anderes zutraut.
  • Der Beruf des Lehrers besitzt weniger Ansehen, was zur Folge hat das die eigenen Ansprüche niedrig liegen.
  • Denken bedarf der Anstrengung.
  • Den wirtschaftlichen Druck schätzt er allerdings als gering ein, zumindest im Vergleich zu anderen erlebten Umständen.
  • Beruflicher Erfolg und das Vorwärtskommen tritt an höhere Stelle als das Denken.
  • Der Unglaube an sich selber oder eine Art Hoffnungslosigkeit tritt ein. Man könnte es vielleicht als das Gefühl bezeichnen, dass es unrealistisch ist seine Träume verwirklichen zu können. Er benennt es als …

 

… das Gefühl der gesamtgesellschaftlichen Ohnmacht, einer universalen Abhängigkeit, die es zur Kristallisation der eigenen Bestimmung gar nicht mehr kommen läßt, …

Um sich davon zu befreien, gibt er als Lösungen zu dem Problem an:

  • Den Beruf zu wechseln.
  • Die „Selbstreflexion und kritische Anstrengung“ statt „verbissener Fleiß“.

In diesem Sinne muss man sich wohl von der Bequemlichkeit der vorgegebenen Wege lösen und auch das Risiko dieser Ungewissheit in Kauf nehmen.

Theodor W. Adornos Text Philosophie und Lehrer findet man in seinem Buch Erziehung zur Mündigkeit, erschienen im Suhrkamp Verlag.

 

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