In seiner dritten Vorlesung zur Einführung in die Dialektik, die im gleichnamigen Buch festgehalten ist, erläutert der Dozent und Philosoph Theodor W. Adorno das Wesen des dialektischen Denkens Dialektik im Vergleich zu anderen philosophischen Ansätzen.
Dialektische vs traditionelle Philosphie
Laut Adorno unterscheidet sich die Dialektik von der sogenannten traditionelle Philosopie, die von berühmten Philosphen wie Plato und Aristoteles geprägt wurde. In der traditionellen Philosphie gibt es einen Ursprung von allem, ein sogenanntes Erstes oder Absolutes, auch als Wahrheit bezeichnet, nach dem gesucht wird. In der dialektischen Denkweise hingegen ist die Wahrheit im Wandel und verändert sich ständig, so dass es kein starres Erstes im selben Sinne wie in der traditionellen Philosphie gibt.
Dazu erläutert Adorno insbesondere die Ansichten des Philosophen Hegel. Hegel war, laut Adorno, einer der ersten Philosphen, die von der reinen traditionellen Philosphie abgewichen sind. Interessanterweise war Hegel wohl sowohl ein Verfechter als auch ein Kritiker des „Ersten“. Adorno erklärt das damit, dass sich das Erste, Absolute, die Wahrkeit, wie auch immer man es nennen möchte, nicht aussprechen, beschreiben, verstehen oder denken lässt ohne dass man es gleichzeitig einschränkt. Diese Einschränkung führt demnach zu einer Veränderung des Ersten/Absoluten. Deshalb gibt es laut Hegel zwar ein Erstes (Verfechter des Ersten), dieses wird aber gleichzeitig verändert sobald man darüber nachdenkt und es begreift (Kritiker des Ersten). Diese Veränderung einer Sache bzw. eines Begriffs einer Sache, wie beispielsweise des Ersten/Absoluten, was durch Nachdenken über die Sache und Verstehen der Sache, erfolgt, gehört zum dialektischen Denken.
Adornos Warnung: Verwechslungsgefahr von Dialektik und Sophismus
Allerdings warnt Adorno hier gleichzeitig strikt davor jede Veränderung eines Begriffs gleich als dialektisch anzusehen. Von außen betrachtet mag die Veränderung eines Begriffs zwar wie das Produkt eines dialektischen Denkens aussehen, aber tatsächlich kann es sich um eine reine Veränderung ohne das nötige, dahinterliegende Nachdenken und Verstehen handeln. Dies wird beispielsweise oft getätigt, wenn jemand ein Argument gewinnen möchte und einen zweideutigen Begriff so uminterpretiert, wie es einem gerade in das Argument passt, obwohl der Kern des Begriffs eine ganz andere Bedeutung hat.
So gibt es die Möglichkeit in einen Begriff einfach nur zu reinterpretieren, also ihm eine neue Bedeutung zu geben ohne dass man über die Sache hinter dem Begriff nachgedacht hat, was man auch Sophismus nennt. Oder es gibt die Dialektik, wobei ein Begriff verändert wird, weil man über eine Sache nachgedacht hat und erkannt hat, dass das Wesen der Sache anders ist, als die vorherigen Bedeutung des Begriffs im gerecht werden würde.
Das Buch Einführung in die Dialektik wurde vom Suhrkamp Verlag veröffentlicht.
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