Adornos Gespräch über Erziehung zur Mündigkeit

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Im Gespräch Erziehung zur Mündigkeit, welches im gleichnamigen Buch erschienen ist, unterhält sich der Philosoph Theodor W. Adorno mit dem Bildungsforscher Hellmut Becker.

Mut und Entschlusskraft den Verstand zu benutzen, wie es von Kant schon ähnlich formuliert wurde, sind Eigenschaften der Mündigkeit. Mündigkeit ist eine Voraussetzung für Freiheit und autonomes Denken ist Voraussetzung für richtiges Handeln beziehungsweise das Erkennen desgleichen.

Adorno entkräftigt in seiner Rede die Argumente anderer, dass Autorität als Gegensatz zur Autonomie, in der Erziehung von Vorteil wäre. Dabei propagiert er allerdings nicht die Anarchie, im Sinne von völligem Widerstand gegenüber der Autorität. Die Autorität kann hier auch jemand sein, der mehr weiß als man selber. Stattdessen, erklärt er, dass die Autorität ein natürlicher Bestandteil der Erziehung zur Mündigkeit ist, wobei man sich im Moment des mündig Werdens von der Autorität löst und selbstständig denkt. Wenn man sich aber einfach nur auflehnt gegen Autorität, nur um des Auflehnens willens, ohne selbst zu denken, dann kann es statt zur Mündigkeit eher zur Verdummung oder zur Scheinmündigkeit kommen. In diesem Zuge kann es dann passieren, dass man seine Unmündigkeit dadurch kaschiert, dass man gewisse erwachsene Verhaltensweisen wie eine Rolle vorspielt.

Problematisch für die Mündigkeit kann auch die fehlende „Festigkeit des Ichs“ sein. Dazu im Gegensatz steht die eigene Anpassungsgabe. Obwohl Anpassung womöglich von Vorteil ist, kann es dann zum Nachteil sein, wenn man sein Fähnlein regelmäßig nach dem Wind hängt, weil das Selbst schwach ausgebildet ist.

Einer der wichtigsten Gesichtspunkte, der angesprochen wird, ist, dass man niemals auslernt und somit theoretisch fortwährend aufgeklärter Denken, also dementsprechend „mündiger“ werden kann. So ist man allerdings im Gegenzug auch der Gefahr des „unmündiger“ Werdens ausgesetzt, wenn man seinen Verstand aufhört zu nutzen und sich anfängt beeinflussen zu lassen.

Eine Methode gegen die Unmündigkeit wäre laut Adorno, dass man Schüler sozusagen aufweckt und ihnen klar vor Augen führt, anhand von konkreten Beispielen aus den Massenmedien, dem Fernsehen, der Film- und Musikindustrie sowie den Printmedien, wie man eingelullt und dementsprechend „betrogen“ wird. Das Problem dabei ist, dass:

„… die Welt betrogen sein will.“

Man könnte hier sogar soweit gehen, dass Adorno die „Matrix“ der Welt schon damals offen angesprochen hat.

Dieses Gespräch aus dem Jahr 1969 findet man im Buch Erziehung zur Mündigkeit, das im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

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