In meinem vorherigen Blogbeitrag habe ich besprochen wie für Aristoteles sowohl Handlungen, als auch die richtige Grundeinstellung zur Tugend des Charakters führt.
Die 3 Dinge der Seele
Dazu erklärt er auch, dass „drei Dinge in der Seele“ wohnen:
- Die Affekte, z.B. Emotionen wie Freude, Wut, Liebe oder Hass, aber auch etwas wie Neid oder Mut gehören dazu.
- Die Fähigkeiten, diese verschiedenen Affekte zu empfinden.
- Die Eigenschaften, welche die Reaktion ausdrücken wie man sich zu den Affekten verhält, wenn man sie empfindet. Z.B, spürt man Wut und bleibt ruhig oder wütet.
Interessant finde ich hier, dass Aristoteles eine klare Trennung zwischen den Affekten und Fähigkeiten macht. Könnte es also möglich sein, dass jemand zwar alle Affekte besitzt, aber für manche nicht die Fähigkeit sie zu empfinden? War sich Aristoteles vielleicht schon über Psychopathen, wie man sie heute versteht, im Klaren?
Tugend als Affekt, Fähigkeit oder Eigenschaft
Als nächstes will Aristoteles herausfinden, zu welchen drei Dingen der Seele die Tugend gehört. In diesem Zusammenhang erklärt er:
- Tugend ist nicht von Natur aus gegeben ist, demnach ist sie keine Fähigkeit.
- Tugend ist nur durch Vorsatz möglich, kann also kein Affekt sein, welcher auch unbewusst ohne, dass man sich dafür entschieden hat.
- Man wird anhand seiner Tugenden bewertet, nicht anhand seiner Affekte an sich oder der Fähigkeit sie zu empfinden.
- Tugend ist eher ein Zustand, Affekt führt eher zu Bewegung in der Seele.
So schließt Aristoteles, dass die Tugenden nur Eigenschaften der Seele sein können, also wie man zu den gefühlten Affekten in Beziehung steht und reagiert.
Heutzutage ist es ganz selbstverständlich, dass man von der Charaktertugend als Eigenschaft ausgeht. Schließlich benennt man Tugenden auch als gute Charaktereigenschaft bzw. Laster als schlechte Charaktereigenschaft. Ist also auch dies schon auf Aristoteles zurückzuführen?
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