Fernsehen, immer noch relevant?
Es hat sich seit 1963 vieles in der Technologie und damit auch im Umgang mit den Massenmedien verändert, vom Fernsehen zum Internet. Nichtsdestotrotz, ist das Interview mit Philosoph Theodor W. Adorno und Bildungsforscher Hellmut Becker zum Thema Fernsehen und Bildung aus zwei Gründen immer noch interessant nachzulesen.
Zum einen kann man überlegen, was sich im Nachhinein, bewahrheitet hat. Zum anderen sind viele Diskussionspunkte durchaus heute noch relevant oder sogar relevanter, wenn man die ungeheure Vielfalt an Informationen, die das Internet zu bieten hat, bedenkt.
Adorno unterteilt das Fernsehen zunächst gemäß seiner Funktionen in:
- pädagogisches Fernsehen
- Nichtbildungsfernsehen
Kritik und Lösungsvorschlag
Hauptkritik, welche Adorno im Nichtbildungsfernsehen sieht, ist die der Ideologie, wie er es beschreibt.
- Es werden Unwahrheiten, bezüglich Werten sowie Problemen und ihren Lösungen, subtil in das zu Betrachtende eingepflegt, sodass man sie als solche nicht erkennt. Anstatt zu reflektieren und sich sein eigenes Urteil zu bilden, läuft man einerseits Gefahr vorgespielte Werte zu übernehmen und andererseits die Welt als harmonisch und problemlos bzw. einfach zu lösen anzusehen.
- Andererseits, besteht auch das Problem der Ablenkung an sich. Eine Ablenkung vom Nachdenken und dem Wesentlichen des Lebens durch ein Übermaß an Konsum.
Als Konsequenz wird vorgeschlagen, das Fernsehen zu lehren, in unserer Zeit wäre das dann wohl der richtige Umgang mit dem Internet. Ein generelles Verbot oder eine komplette Abschottung dem neuen Medium gegenüber, wie es anscheinend damals viel propagiert wurde, ist keine Lösung.
Ironie des Schicksals?
Zuletzt möchte ich noch auf eine für mich besonders ironische Passage im Interview von Seiten Hellmut Beckers aufmerksam machen.
Ich möchte nun nicht so weit gehen zu sagen, daß ich es für unvermeidbar halte, daß die Leute, zum Beispiel in den Entwicklungsländern, heute fernsehen, bevor sie buchstabieren können.
Heutzutage, kommt das bei uns auch in Nichtentwicklungsländern vor. Wenn ich bedenke wie oft ich schon Kinder im Kinderwagen vor dem Tablet habe sitzen sehen.
Das Buch Erziehung zur Mündigkeit, in dem das Interview nachzulesen ist, wurde im Suhrkamp Verlag publiziert.
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